Vorteile und Gefahren der niedrigen Bauzinsen

Im Zuge der Finanzkrise sind die Bauzinsen stetig gesunken. Die meisten Anbieter werben mit Zinsen, die bei zehnjähriger Bindung weit unter 4,5 Prozent Effektivzins liegen, sogar Angebote, die mit knapp über 4 Prozent winken sind auf den Finanzierungsmärkten immer häufiger zu finden.

Die kürzlich erneute Senkung des Leitzins durch die Europäische Zentralbank lässt in den nächsten Monaten zudem weitere Vorteile für Immobilieninteressierte vermuten. Ein Effektivzinssatz von unter 4 Prozent scheint in greifbarer Nähe. 

Doch bei aller Zinseuphorie ist auch Vorsicht geboten. Zwar ist der Traum vom Eigenheim heute auch für Geringverdiener erschwinglicher denn je. Bei einer einprozentigen Tilgung ist die monatliche Belastung durchaus überschaubar und in den meisten Fällen mietähnlich. Doch muss sich jeder die Frage stellen, was bei einer in der Regel angenommenen Laufzeit von zehn Jahren  passiert, wenn der festgelegte Zinssatz ausläuft und der Folgekredit nicht mehr zu solch günstigen Bedingungen zu bekommen ist. Nicht wenige Immobilienbesitzer geraten dann in die Bredouille, nicht selten gar in die Schuldenfalle. Will sagen, auch wenn jetzt die günstigen Zinsen locken, sollte jeder Eigenheimwillige noch eine gewisse Pufferzone in seiner monatlichen Belastbarkeit einkalkulieren.

Und noch ein weiteres Risiko bringen anfänglich niedrige Zinsen kombiniert mit einer geringen Tilgungsrate mit sich: die Laufzeit des Darlehens ist unüberschaubar lang, der Tilgungsanteil gering. Oftmals zahlen die Wohnungs- oder Hauseigentümer ihr Objekt noch im Rentenalter ab. Und das sollte eigentlich nicht Sinn und Zweck der eigenen Immobilie sein, sinkt im Rentenalter das verfügbare Einkommen in dem meisten Fällen erheblich. Beispielsweise kann ein angenommenes Darlehen von 100.000 Euro bei einem Effektivzinssatz von 4 Prozent bei einer anfänglichen Teilungsrate von 3 Prozent innerhalb von 21 Jahren abbezahlt werden, bei einer Tilgungsrate von 2 Prozent ist man immerhin noch innerhalb von 28 Jahren schuldenfrei, bei einer anfänglichen Tilgung von 1 Prozent dagegen dauert es durchschnittlich 40 Jahre, bis man ruhigen Gewissens auf seiner Bank im Garten sitzen kann. Daher gilt es, die niedrigen Zinsen zu nutzen, sich jedoch eine gewisse Pufferzone bei den monatlichen Belastungen zu bewahren und zudem eine vernünftige Tilgungsrate zu vereinbaren, die Schuldenfreiheit im Alter gewährleistet.