Mancher mag die Vorstellung als beklemmend empfinden, in einem alten Bunker zu wohnen. Andere tun es einfach und fühlen sich ganz wohl dabei.
1962 — keine Fenster und miefiger Geruch
15 Mark kostete 1962 eine Studentenbude in einem Luftschutzbunker in Bonn; keine Fenster, spärliches Licht und stets ein miefiger Geruch, so beschrieb die Zeit in einem Artikel vom vierten Mai 1962 das Leben im Hochbunker an der Trierer Straße. Heutzutage ist das Leben im Bunker dagegen um einiges angenehmer geworden. Nach Auskunft des Bonner Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe existieren in Deutschland insgesamt 318 Hochbunker. Viele werden nicht mehr für den Zivilschutz benötigt und wurden an private Investoren verkauft. Zum Teil dienen diese Hochbunker heute als Wohnraum und von miefigem Geruch ist keine Spur mehr.
F51 — Umgestaltung eines grauen Klotzes
Beispiel für einen zum Wohnraum umgestalteten Hochbunker ist ein bereits 1943 gebauter Bremer Bunker des Typs „F51“. Von angenehmer Kühle im Sommer und ebenso angenehmer Wärme im Winter, sprechen heutige Bewohner der Anlage, was auch aus energiepolitischer Sicht ein positives Licht auf die Bunkerwohnungen wirft. Um die Bunker zum attraktiven Wohnraum zu machen, bedarf es meist jedoch einiger Arbeit: Diamant-Seilsägen sorgen für Fenster in den Wohnungen, die dicken Wände werden nachträglich gedämmt. Oft wird auch fantasievoll dafür gesorgt, dass das fade Grau der Fassaden angenehmeren Farbtönen weicht. Mitunter sind auch noch größere Umbauten notwendig, wenn etwa Stützen und kleine Räume erst einmal keine attraktiven Wohnungen erlauben. In Hamburg-Bahrenfeld wurden in einem Bunker Innenwände entfernt, sodass offen wirkender Wohnraum entstand und niemand klaustrophobische Anfälle befürchten muss; teilweise wurden auch die Decken geöffnet und es entstanden Galerien. Sechs Wohnungen sind auf diese Weise entstanden; irgendwie sieht das Gebäude noch aus wie ein Bunker, andererseits auch wieder nicht: viel Glas bringt Helligkeit ins Innere, Balkone bieten den Bewohnern zusätzliche Lebensqualität.
Wohnraum für Individualisten
Durch die Umbauten entsteht sehr individueller Wohnraum für all diejenigen, die Lust auf das Besondere verspüren. In Zeiten, in denen Individualität hoch im Kurs steht, gewinnen solche Wohnungen viele Freunde. Das wirkt sich auch auf den Preis der alten Immobilien aus; wurden Hochbunker früher oftmals verscherbelt, so wechselte jetzt in Bremen einer für 300.000€ den Besitzer. Und auch die Mieten sind gestiegen: Etwas mehr als den Gegenwert der 15 Mark, die einst für die Studentenbude in Bonn fällig wurden, wird man bezahlen müssen.