Gegenüber 2003 gab es 2008 in Köln doppelt so viele Fälle von Mietverzug, Kündigung und Räumungsklagen. In solchen Fällen sind die Städte gefragt. Reicht ihr Engagement?
Sucht man in deutschen Medien nach Gründen für erhöhte Mietkosten in Deutschland, so werden zumeist höhere Energiekosten genannt, während bei den Kaltmieten nur ein moderater Anstieg verzeichnet wird. Der Trend scheint sich in Köln zu bestätigen. Die Erhöhung der Kaltmiete liegt in köln zwischen 0 und 1,5% über der von 2006, so der Mieterverein Köln angesichts des neuen Kölner Mietspiegels 2008. Die Energiekosten bereiten Kölner Mietern dagegen schon mehr Probleme; sie sorgen dafür, so der Mieterverein Köln weiter, dass viele Mieter in Köln inzwischen vierzig Prozent oder gar mehr ihres Einkommens für die Miete aufwenden müssen. Die steigende Anzahl von Räumungsklagen, weil Mieter sich die Mietkosten nicht mehr leisten können und in Zahlungsverzug geraten, scheinen auf dieser Basis nicht verwunderlich.
2.500-mal musste das Wohnungsamt der Stadt Köln im Jahr 2008 eingreifen, damit Mieter nicht plötzlich auf der Straße sitzen. Die Mietrückstände wurden in diesen Fällen von der Stadt bezahlt. Hilfen leisten auch andere Städte: Bei Mietrückständen von Mietern in München werden beispielsweise die so genannten Sozialbürgerhäuser informiert, deren Mitarbeiter daraufhin das Gespräch mit den jeweiligen Mietern suchen, um Lösungen zu finden. Falls solche Lösungen ausbleiben, bleibt oftmals nur das Obdachlosenheim; auch hier versuchen Städte, Schlimmstes zu verhindern, obgleich sie oftmals auf Hilfe angewiesen sind. In Neu-Ulm etwa entstanden 2008 zwei neue Obdachlosen-Wohungen, wofür allerdings auch die Initiative zweier Geldgeber aus Wirtschaftskreisen notwendig war.
All diese Hilfen sind gut, nützlich, notwendig; allerdings packen sie das Problem nicht an der Wurzel, sondern therapieren nur Symptome. Steigen in einer Stadt wie Köln die Zahlen für Räumungsklagen innerhalb von etwa fünf Jahren um 100%, so ist das ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Mietkosten die finanziellen Möglichkeiten vieler Bürgerinnen und Bürger mehr und mehr übersteigen. Wohnraum mit preiswerter Warmmiete müsste her; das jedoch ist einfach gefordert, während die Umsetzung dessen, was gefordert wird, schon weitaus mehr Anstrengung erfordert.