Wohnungsgenossenschaften — gut wohnen heißt gut leben

Wohnungsgenossenschaften sind zum Teil sehr erfolgreiche Versuche, gemeinschaftlich das Wohnen der Zukunft zu organisieren. Elf dieser Genossenschaften wurde jetzt der Genossenschaftspreis Wohnen verliehen.

Wohnen kann bedeuten, sich Träume zu erfüllen; beispielsweise Träume von Selbstbestimmung, von Gemeinschaft, von einem Gegenentwurf für allzu anonyme Großstadtwelten. Wohnungsgenossenschaften bieten oftmals den Boden dafür, solche Träume zu realisieren. Auf Veränderung kann man warten; man kann sie allerdings auch im Kleinen initiieren und auf diese Weise ein buntes Mosaiksteinchen in die Stadt- oder Gemeindeplanung setzen.

„Wohnungsgenossenschaften – gemeinsam, modern und nachhaltig“ hieß das Motto des Genossenschaftspreises „Wohnen“, der Anfang 2008 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und dem GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. ins Leben gerufen wurde. Bis zum Stichtag, dem elften April 2008, bewarben sich insgesamt 93 Genossenschaftsprojekte um den Preis, der in fünf verschiedenen Kategorien vergeben wurde. Elf Genossenschaften wurden jetzt im Januar 2009 ausgezeichnet. Die Kategorien, in denen jeweils Favoriten ausgewählt wurden, hießen: „Komplexe unternehmerische Gesamtstrategien“, „Neugegründete Genossenschaften“, „Marktgerechte Weiterentwicklung des Wohnungsangebots“, „Service- und Dienstleistungsangebote“ sowie „Genossenschaften als starke Partner der Kommunen“. Allein durch die Themenauswahl werden bereits Schwerpunkte deutlich, die bei der Arbeit von Genossenschaften aus Sicht der Preisstifter eine Rolle spielen. Es geht um innovative Ideen, die auf wirtschaftlich gesunder Basis von den Genossenschaftsmitgliedern gemeinsam entwickelt werden, die Wohnen mit Dienstleistung verknüpfen, teils vorhandene Immobilien – Strukturen von Kommunen aufgreifen und möglichst den Schulterschluss mit den Kommunen anstreben. Es geht um Innovation von der Basis, von dort aus, wo sie oft am besten gedeiht.

Ausgezeichnet wurde beispielsweise die Genossenschaft Freier Gewerkschafter eG aus Hamburg, die die Gemeinschaftseinrichtung „Elbschloss an der Bille“ im Osterbrookviertel aufbaute. Kooperationen der Genossenschaft mit Schulen, Kirchen und sozialen Einrichtungen brachten viel Leben ins Viertel. Einen Preis überreicht bekam auch die Wohnungsbau und Siedlungswerk Werkvolk Amberg eG. Sie betreibt einen Kindergarten, einen Jugendtreff sowie eine Seniorenbetreuung und finanziert das unter anderem mit dem so genannten Solidaritätscent, den Mitglieder pro Quadratmeter Wohnraum monatlich zahlen. So entsteht Wohnraum mit Einrichtungen, die intensive Begegnung zulassen und damit das Leben jedes Einzelnen unterstützen und der Vereinzelung der Genossenschaftsmitglieder entgegenwirken. Andere Aspekte standen bei der Wahl des Altonaer Spar- und Bauvereins als Preisträger im Vordergrund. Belohnt wurde hier die Initiative, die Beteiligung der Mitglieder an Entscheidungen und die Zukunftsfähigkeit der Genossenschaft zu stärken. Das sind nur drei Beispiele aus den elf interessanten Projekten, die ausgezeichnet wurden. Alle anderen wären es ebenso wert, intensiver vorgestellt zu werden. „Der Preis werde die Vorteile genossenschaftlichen Wohnens weiter in der Öffentlichkeit bekannt machen“, war aus dem Bundesbauministerium zu hören. Angesichts der Innovationskraft der preisgekrönten Projekte und ihrer möglichen Rolle als Vorbild scheint das ausgesprochen wünschenswert zu sein.