Schlecht für die Umwelt, gut für die Bauwirtschaft? Der Klimawandel könnte der Branche in Deutschland bis zum Jahr 2030 Geschäfte im Wert von 150 bis 340 Milliarden Euro bescheren.
Weltweiter Klimawandel kann katastrophale Auswirkungen haben, kann den Meeresspiegel ansteigen lassen, schlimmstenfalls ganze Städte oder gar Länder wie etwa Bangladesch zum großen Teil überfluten. Die Probleme, die jetzt gelöst werden müssen, um den Klimawandel zu stoppen oder zumindest zu verringern, könnten von Menschen aus der deutschen Baubranche mit gemischten Gefühlen gesehen werden. Einerseits mögen auch sie denken, dass es besser gewesen wäre, solche Probleme wären gar nicht erst entstanden, andererseits birgt der Kampf gegen den Klimawandel gerade für die Baubranche große Chancen. 200.000 Wohnungen pro Jahr oder 0,5% des gesamten Wohnungsbestandes werden zurzeit saniert; die Quote soll nach Angaben der Research-Abteilung der Deutschen Bank bis 2030 auf einen Wert zwischen 0,7 und 2,1 Prozent pro Jahr steigen.
Immobiliensanierung kann entscheidend zum Abbau der CO2 – Emissionen beitragen. Ein 1970 erbautes Einfamilienhaus (150 Quadratmeter Wohnfläche, konventionelle Ölheizung) — so schreibt die Jobbörse Monster in einem Artikel über Jobchancen in der Baubranche (Juni 2007) — setzt Jahr für Jahr 14 Tonnen CO2 frei. Ausgehend vom damaligen Ölpreis wurden für solch ein Haus Heizkosten von 2700€ für 4.500 Liter Öl errechnet. Nach einer energetischen Sanierung reduzieren sich nicht nur die CO2 – Emissionen, sondern auch die Heizkosten: auf 1080€ für 1.800 Liter Heizöl.
Die Bundesregierung hat dem Klimawandel schon lange den Kampf angesagt: Während die Europäische Union den CO2-Ausstoß von 2008 bis zum Jahr 2012 um acht Prozent (bezogen auf den Stand von 1990) reduzieren möchte, strebt die Bundesregierung 21% (ebenfalls bezogen auf den Stand von 1990) an. Um das Ziel zu erreichen, werden auch die Immobilien – Besitzer verstärkt in die Pflicht genommen. 2009 soll etwa beispielsweise das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) geändert werden, sodass Immobilienbesitzer zum Austausch elektrischer Speicherheizungen sowie veralteter Heizkessel gezwungen werden können. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel verwies in einer Pressemitteilung vom neunten Oktober 2008 auf eine vom Ministerium in Auftrag gegebene Studie, die 500.000 zusätzliche Arbeitsplätze durch ambitionierte Klimaschutzpolitik bis zum Jahr 2020 prognostiziert. Insgesamt vier Milliarden Euro will die Bundesregierung von 2006 bis 2009 an zinsgünstigen Krediten für die Sanierung bereitstellen; für die Baubranche sind auch das positive Nachrichten.