Es droht keine Immobilienblase

Die Wohnimmobilien in Deutschland erfreuen sich immer noch höchster Beliebtheit. Das gilt besonders für die Großstädte. Weil die Nachfrage überall enorm ist, kam in letzter Zeit die Befürchtung auf, dass die teils rasant steigenden Preise für eine Immobilienblase sorgen könnten. Doch Experten geben Entwarnung: Zwar finde in beliebten Wohnlagen eine massive preisliche Überhitzung statt, doch das sorge auch und gerade dafür, dass dadurch die Wahrnehmung verzerrt werde.

Die reale jährliche Preissteigerung in Deutschland lag im vergangenen September indes bei moderaten 2,8 Prozent, was von Ländern wie Estland und Frankreich deutlich übertroffen wurde. In deutschen Bestlagen liegt die Steigerung wesentlich höher, was allerdings schon durch „normale“ Stadtlagen und den dortigen, moderaten Preisanstieg ausgeglichen werde.
Besonders die große Nachfrage ist für die Immobilienmakler hierzulande sehr erfreulich. Und der Boom zum Immobilienkauf wird voraussichtlich auch in nächster Zeit keinen großen Einbruch erleben.

Wie „Das Investment“ berichtete, beobachtet Christian Dreger, der Leiter der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), weitere Faktoren, die neben der Preissteigerung für eine Immobilienblase verantwortlich sind. Dreger hat auf Anweisung der Regierung ein System entwickelt, anhand dessen bestimmte Entwicklungen am Immobilienmarkt zeitig auf eine schlechte Entwicklung der Branche im Hinblick auf die Entstehung einer solchen Blase erkennbar sein sollen. Dazu gehören laut Dreger etwa eine zu leichtfertig gehandhabte Praxis bei der Vergabe von Krediten oder eine zu laxe Geldpolitik. Zudem lässt er auch die konjunkturelle Entwicklung in sein Frühwarnsystem einfließen, um so normale Preissteigerungen nicht mit einer Überhitzung des Immobilienmarkts zu verwechseln. In Zeiten wirtschaftlicher Blüte seien moderate Preissteigerungen üblich.

Denn dann neigt der Mensch logischerweise zu erhöhtem Konsum, und der betrifft natürlich auch Kaufimmobilien. Gefährlich im Sinne einer Immobilienblase wird es erst dann, wenn sich die Preise dem Erwartungsdruck anpassen, demzufolge sie so oder so ansteigen. So sagte Tobias Just, der Leiter des Lehrstuhls für Immobilienwirtschaft an der International Real Estate Business School (IREBS) der Universität Regenburg, dem „Investment“, dass dann, wenn Spekulationen auf einen Preisanstieg den Preis letztlich eher bestimmen als es die Rahmendaten tun, die Gefahr einer kompletten Überhitzung des Marktes groß ist. Die Gefahr droht in Deutschland im Augenblick zumindest nicht. Dazu werde auch zu wenig gebaut, so Just, fast schon zu wenig.

Ein Problem sieht Dreger dennoch: die Rahmendaten am Immobilienmarkt. Wenn diese zulassen, dass Hypotheken schneller getilgt werden können und gleichzeitig die Preise steigen, bekommen Immobilienbesitzer schnell deutlich höhere Kredite gewährt. So kommt zwangsläufig mehr Geld auf den Markt, was meist erneute Preisanstiege bedeutet. Verlass ist jedoch gleichzeitig in den meisten Fällen auf den Markt der Mietwohnungen – wenn die Kaufpreise für Immobilien überhitzen, kann dieser als Korrektiv wirken.