Baugemeinschaften — die schwierige Kunst der Demokratie

Viele Menschen verbinden Wohnen mit Träumen. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen von individuellen Varianten, möchten vielleicht mit anderen Menschen gemeinsam in einem umgebauten Gutshof leben, der sowohl abgeschlossene Wohnungen als auch Gemeinschaftsbereiche bereithält. Sie träumen von einem Haus voller Künstler oder von einem Wohnprojekt für Jung und Alt, in dem Solidarität groß geschrieben wird. Die meisten dieser Menschen lassen ihre Träume irgendwann verblassen. Andere gründen eine Baugemeinschaft und beginnen, sie zu realisieren.

Ein Musikerhaus in Hamburg

In Hamburg entsteht gerade das Projekt „Bürgerstadt Musikerhaus“ 25 im neuen Hafenviertel. Geplant sind zwanzig bis dreißig Eigentumswohnungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Musikern ausgerichtet sind. Die meisten Wohnungen enthalten ein Musikzimmer; zudem soll es Platz für Gewerbe und Dienstleistungen rund um die Musik wie etwa Tonstudios, Musikschulen oder Geschäfte von Instrumentenbauern geben. Für manchen Musiker dürfte mit solch einem Wohnprojekt tatsächlich ein Traum in Erfüllung gehen. Initiator des Projekts ist eine vom Unternehmen Bürgerstadt AG gegründete Baugemeinschaft.

Demokratie ist mitunter schwierig

Baugemeinschaften sind Zusammenschlüsse Gleichgesinnter, die gemeinsam ein Haus bauen oder umbauen, um es auf diese Weise nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und sich den Traum von individuellen Wohnformen zu erfüllen. So funktioniert die Sache auch beim Hamburger Musikerprojekt. Jedes Mitglied der Baugemeinschaft kann Wünsche äußern und Ideen in das Projekt einbringen. Das birgt natürlich Chancen und Risiken zugleich. Die Gemeinschaft muss sich bei vielen Dingen einigen. Jeder Einzelne wird Kompromissgemeinschaft zeigen müssen und zugleich dafür Sorge zu tragen haben, dass er nicht all seine Vorstellungen vom Projekt über Bord werfen muss. Es klingt wie eine Lehrstunde in Demokratie und ganz einfach war diese reizvolle Art des Miteinander-Lebens noch nie. Bestenfalls ist so eine Baugemeinschaft also ein gemeinsames Weben an einem Traum; schlimmstenfalls entwickelt sie sich zum Desaster. Wer dieses Wagnis nicht eingehen möchte, entscheidet sich eventuell lieber für ein Engagement in Bauprojekt-Selbsthilfegruppen. Hier bleiben die Bauherren unabhängiger von der Gruppe. Sie profitieren jedoch beim gemeinsamen Einkauf von Baumaterialien durch Mengenrabatte und können sich gegenseitig helfen.

Die Bürgerstadt AG

Dass Baugemeinschaften aller bisweilen auftretenden Schwierigkeiten zum Trotz funktionieren können, hat die Bürgerstadt AG beispielsweise mit dem im Winter 2007/2008 bezugsfertig gewordenen Bauprojekt am Hamburger Kaiserkai bewiesen. Hier entstanden insgesamt 25 Wohnungen mit Größen zwischen 90 m² bis 225 m². Treibende Kraft war neben der Bürgerstadt AG ebenfalls eine Baugemeinschaft. Gegründet wurde die Bürgerstadt AG im Jahr 2000, um unter Beteiligung zukünftiger Bewohner innerstädtische Bauprojekte zu realisieren. Aktiv ist das Unternehmen vor allem in Berlin und Hamburg, wenngleich mit dem MUSIKERHAUS NAXOS FRANKFURT auch ein Projekt in Hessens großer Bankenstadt geplant ist. Zum Vorstand gehören der Stadtsoziologe Winfried Hammann, der von 1996 bis 2004 Mitglied im Berliner Lenkungsausschuss des Stadtforums saß, sowie der Immobilienökonom und Architekt Adrian Lachowicz. Schauen wir einfach, wie viele Beweise für das Funktionieren von Baugemeinschaften unter ihrer Führung noch entstehen.

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